Im letzten Artikel wurde die Symbolik des Pfaus bereits angesprochen. Nachzulesen ist das hier.

.

indipar16b1

.

Wie kein anderes Tier symbolisiert der Pfau Schönheit, Reichtum, Liebe, Leidenschaft aber auch Unsterblichkeit, Arroganz und Eitelkeit und nimmt seit jeher eine besondere Stellung im Tierreich ein. Um ihn ranken sich Mythen und Legenden verschiedener Kulturen und Epochen.

.

indipar17a1

.

In Indien ist er neben seiner Stellung als heiliges Tier gleichzeitig der Nationalvogel. Schließlich ist der indische Subkontinent die Heimat des Pfaus und war es 4000 Jahre lang. Er wird ganz besonders wegen seiner Gebietstreue und seiner Zähmbarkeit geschätzt. Außerdem frißt er junge Kobras und trägt somit zur Sicherheit der häuslichen Umgebung bei. Wie Gänse bewacht er sein Haus und stößt laute Warnrufe aus, wenn sich gefährliche Tiere dem Haus nähern. Angeblich soll er auch vor Unwettern warnen.

In Indien wird der Pfau übrigens nicht mit Prahlsucht und Angeberei in Verbindung gebracht wie in Europa.

.

indipar17b

.

In den asiatischen Mythen kommt dem Pfau eine besondere Stellung zu. Er gilt oftmals als Gefährte der Götter und Könige, ist in die religiösen Vorstellungen verwoben und dem Tier selbst und seinen Federn werden hier magische Kräfte zugeschrieben.

In China beispielsweise ist der Pfau ein heiliges Tier, verkörpert das Rad des Lebens und steht für die Ming-Dynastie. Der Pfau ist der Göttin der Barmherzigkeit geweiht, Kwan-yin.

Die Chinesen glauben, dass der Blick eines Pfaues eine solche Kraft besitzt, dass er Frauen schwängern kann. Außerdem ist der Pfau in China das Symbol von solch großem Mitleid und Mitgefühl, dass man sich erzählt, er stirbt aus Kummer über den Tod seiner Gemahlin und so wird er auch zu einem Symbol für die ewige Liebe und Treue.

Mehr über Mythen und mytholigische Bedeutung kann man bei Tamara Aberle nachlesen: Der Pfau als Symbol in Asien

.

indipar18a

.

Ganz besonders interessant fand ich noch den Hinweis, daß im Hinduismus der Pfau den Sieg über alles Giftige symbolisiert, denn so heißt es:
„Als einst das Universum gebildet wurde, das Gift aus dem Milchmeer gesaugt und in das amrita der Unsterblichkeit umgewandelt wurde, war es ein Pfau der die negativen Effekte absorbierte.“

Auch in der tibetischen Mythologie nimmt der Pfau alles Negative auf und wandelt es in etwas Positives um – so entstehen laut der Sage die Farben in seinem Federkleid.  Dies wird so gedeutet, dass jeder dazu fähig ist Schlechtes in Gutes umzuformen. (nach Tamara Aberle)

Diese Bedeutung entspricht so gar nicht den europäischen Vorstellungen, die man dem Pfau zuschreibt, was ich sehr schade finde. Aber dem Andersartigen, Auffälligen wurden in unseren Breiten ja schon immer das Negative, ja manchmal Teuflische angehängt.

.

indipar18b

.

Auch in Thailand findet sich das Symbol des Pfaus wieder, nämlich als wichtiges Attribut für die Könige von Chiang Mai. In vielen Skulpturen und Schnitzereien taucht der Pfau auf.

Dieses Motiv findet man auch in der persischen Mythologie wieder, etwa im Pfauenthron des Schah. In Persien findet man das Symbol in verschiedenen Kunstwerken als zwei Pfauen, einer auf jeder Seite des Lebensbaums. Dies steht für die Dualität der Menschen.

In Myanmar gilt der Pfau ebenso als Symbol für Macht als auch für politische Legitimität. Er steht für die Sonne und ist das Emblem der Kon-baung Dynastie, des letzten burmesischen Kaiserreiches. Er wird in Myanmar als glücksbringender Vogel gesehen und seine Federn schmückten oft burmesische Häuser.

Für die Burmesen symbolisiert der Pfau neben der Sonnenzugehörigkeit auch ihren Stolz und Nationalismus. Die Pfauenflagge ist heute ein Symbol für Aung San Suu Kyi’s Partei und die Flagge symbolisiert in Myanmar allgemein den Kampf um Demokratie und Freiheit. Ursprünglich zeigte die Flagge zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft noch einen tanzenden Pfau, seit 1988 ist dies ein kämpfender Pfau. (nach Tamara Aberle)

.

mittel1

.

Wie beliebt das Motiv des Pfaus in Südostasien war und ist, zeigen die folgenden Beispiele:
.

peacock-paintingA magnificent Taisho period (circa 1925) painting – Zen-Zen0


peacock-screenJapanese Art Screen – The Kura

.
peacock1

Burmesische Webstuhlgewichte – Silk Road Gallery – die beweisen, daß selbst Alltagsgegenstände mit kunstvollen Verzierungen versehen wurden.

.

peacock-plate

Japanese Blue and White Transfer Design Dish – Meiji –
Ichiban Japanese and Oriental Antiques

.

peacock2

Thai handgeschnitztes Schränkchen mit Pfauenmotiven – Sam’s Club

.

peacock-comb

Rajput Silber Pfauenkamm – Silk Road Gallery

.

peacock-reliefPeacock Wall Carving – Sculpture Citi Studio

.

peacock-kimonoEin Hochzeits- Kimono – Asian Art by Kyoko

.

peacock-jarEin sehr moderner Krug mit einer Pfauen-Kujaku-yu Glasur-Tsubo by Miura Shurei –
Robert Yellin Yakimonu Gallery

.

Und zuletzt noch zwei Beispiele für die unglaublichen thailändischen „Gemüse-Schnitzereien“ (aus Rettichen) mit Pfauenmotiven:

.

peacock-raddish1 peacock-raddish2

Thai Carving/England
.

.

.

Von der Beschreibung über den handgeschnitzten Paravent Krishna und Radha fehlen noch ein paar Teile. Ich habe noch gar nicht über das Mittelstück gesprochen, das ja der Namensgeber für dieses Triptychon ist.

.

mittel1

.

In Wikipedia können wir folgendes über Krishna nachlesen:

Krishna ist eine hinduistische Form des Göttlichen und wird meist als der achte Avatar vonVishnu verehrt. Für seine Anhänger ist er die Inkarnation des Höchsten.

Die heiligen Schriften beschreiben Krishnas Körpertönung als vergleichbar mit einer frischen Gewitterwolke. Er hat stets eine Flöte, die Bansuri, bei sich und trägt eine Pfauenfeder im Haar. Obwohl er im wissenschaftlichen Sinne nicht als historisch angesehen wird, gehen Hindus davon aus, dass er tatsächlich gelebt hat. Die Indologie untersucht historische Spuren (weiter hier)

Radha ist in der hinduistischen Mythologie die ewige Gefährtin und Geliebte Krishnas.

Radha war eine der Gopis (Kuhhirtinnen), die gemäß den Erzählungen in Vrindavan, dem Ort von Krishnas Kindheit, gelebt haben soll und wird in den Puranas sowie im Mahabharata erwähnt. In der hinduistischen Strömung der Gaudiya Vaishnavas gilt Radha als die personifizierte Kraft der unbegrenzten Liebe Gottes (Hladini-Shakti). Sie ist die inkarnierte Göttin Lakshmi, die ihrem Gatten Vishnu in jeder Inkarnation zur Seite steht.

Radha und Krishna gelten als das klassische Liebespaar der hinduistischen Religion und spielen in allen Sparten der indischen Kunst noch heute eine bedeutende Rolle.

.

Warum die Darstellung des Liebespaares auf einem Pfau reitend? Der Pfau gilt als Symbol der Schönheit, Reichtum, Liebe, Leidenschaft aber auch Unsterblichkeit, Arroganz und Eitelkeit. Mythen und Legenden ranken sich um ihn in den verschiedensten Kulturen und Epochen. In Indien ist er neben seiner Stellung als heiliges Tier gleichzeitig auch der Nationalvogel.

Weitere Götter, für die der Pfau eines ihrer Reittiere ist, sind Sarasvati und Indra. An der Seite von Indra zeichnete sich der Pfau besonders im Kampf des Indra gegen den Dämonenkönig Rayana aus.

.

indipar13-mittel

.

Der Bedeutung dieses mythologischen indischen Götterpaares angemessen wurde der Hintergrund dieses Paravents gestaltet. Die weichen, runden Formen der Ornamente sollen hier besonders den weiblichen Aspekt ansprechen, wie auch die leicht überzogen dargestellte Figur der Radha, was übrigens auch eine Stilform in der indischen Kunst ist.

.

indipar14

.

indipar15a

.

Die Ornamentik ist der in den Tropen üppig wachsenden Flora nachempfunden, die mich auf meinen Reisen immer ganz besonders fasziniert hat. Man hat einfach immer das Gefühl, von einem unbändigen Lebenswillen begleitet zu sein. Dies drückt sich auch in der Kunst aus und läßt den Europäer immer wieder staunen. Dabei besitzt die indische Ornamentik ganz im Gegensatz zum etwas schwerfälligen und manchmal plumpen Barock eine Leichtigkeit und Eleganz, die von ganz besonderem Reiz ist.

.

indipar15b

.

Im Gegensatz zum relativ prüden Europa (zumindest im 19.Jh) hat man in der indischen
Bilderwelt keine Scheu davor, göttliche Leidenschaften und Freuden als menschliche Ebenbilder darzustellen. Dies drückt sich auch im Tanz aus. Gesichter verhüllen kaum, was der Körper in der Ekstase verspürt. Auch dies sollte in diesem Paravent wenigstens ansatzweise dargestellt werden.

.

.

.

indipar15c

Radha wird hier als hingebungsvolle, liebende Gattin dargestellt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auch auf ihre äußere Erscheinung gelegt, ihre Frisur, ihren Schmuck. In Indien tragen die Frauen auch heute noch die typisch weibliche Bekleidung, den Sari, mit einer Grazie und Würde selbst in den ärmlichsten Hütten, die man nur bewundern kann.

Dies soll keineswegs ein hinterhältiger Angriff auf die so hart erworbene Emanzipation der Frau sein, sondern eben nur eine Feststellung. Davon abgesehen ließe sich eine ähnliche Kleiderordnung in unseren Breiten mit den entsprechenden winterlichen Temperaturen und der entsprechenden Lebensweise wohl kaum mehr durchführen.

In der indischen Mythologie ist der weibliche Aspekt niemals aus dem Ganzen herauszudenken. Anders als in westlichen Mythen und Kulturen, wo der weibliche Aspekt nicht nur eine untergeordnete Rolle spielt, sondern oftmals nicht einmal zur Sprache kommet, ist in Indien die weibliche Urkraft des Universums, das Shakti, nicht aus dem Gesamtbild herauszulösen.

Dies materialisiert sich in vielen Gestalten, die doch immer wieder nur die eine darstellen:

Shakti steht im Hinduismus für die weibliche Urkraft des Universums, die die aktive Energie darstellt. Oft wird sie gleichgesetzt mit dem weiblichen Gegenpart zur hinduistischen Trimurti, der Dreiheit von „Brahma, Vishnu und Shiva“.

* Für Brahma, den Schöpfer/Vergeber, ist es Sarasvati. Sarasvati ist die Göttin der Kunst und Wissenschaft.
* Für Vishnu, den Erhalter/Verwandler, ist es Lakshmi. Lakshmi tritt als Göttin des Glücks, des Reichtums und der Schönheit auf.
* Für Shiva, den Zerstörer/Erlöser, ist es Parvati. Parvati kann als sanfte Gattin Uma oder als Kriegerin Durga auftreten.

Nimmt das Unheil im Universum zu, so verbinden sich laut Tradition „Sarasvati, Lakshmi und Parvati“ zu Kali, der dunklen Seite Shaktis, die alles auf ihrem Weg zerstört. (Wikipedia)

Vishnus wichtigste Inkarnationen sind Rama, Krishna und Buddha.

.

(wird fortgesetzt)

.

.

Die zweite Figur auf dem rechten Panel ist ebenfalls eine tanzende Apsara und trägt eine Lotusblüte mit Stengel in der Hand. Der Lotus spielt im Hinduismus wie im Buddhismus eine besondere Bedeutung. Aber darüber habe ich mich schon in einem anderen Artikel detailliert ausgelassen. Nachzulesen ist das hier.

.

indipar10a

.

Die Verbindung von tanzender, üppig gestalteter Apsara mit dem Lotus soll hier eine Metapher darstellen, nämlich die der Reinheit. Nicht daß man hier auf falsche Gedanken kommt. Eigentlich haben diese erotisch anmutenden Figuren nichts mit dem heutigen Verständnis von Erotik in Europa zu tun, die in den meisten Fällen leider mit Pornografie gleichgesetzt wird.

Man muß sich mal das Entsetzen der europäischen „Entdecker“ vorstellen, die zum ersten Mal im 19. Jh. vor den Tempeln in Khajuraho standen und die in ihren Augen obszönen, ja teuflischen Darstellungen erblickten. Man erzählt sich, daß einige junge Engländerinnen zu Zeiten der englischen Kolonialzeit beim Anblick der Figuren in Ohnmacht gefallen sein sollen. Aber dazu später mehr.

.

indipar10b

.

Die Figuren sind natürlich stilisiert dargestellt. Dabei habe ich mich teils an die indische Darstellungsweise gehalten, den Eindruck des „Körperlichen“ jedoch noch verstärkt. Hier soll das „Weibliche“ ganz besonders betont werden, ohne in abstruse, pornografisch anmutende Darstellungen abzugleiten. Dazu gehören alle runden Formen, nicht nur in den Figuren selbst, sondern auch im Schmuck und in der Ornamentik.

.

indipar11a

.

Es ist interessant, wenn man sich vor Augen führt, zu was für Schlußfolgerungen ein Betrachter kommen kann, wenn er urteilt, ohne Fakten und Hintergründe zu kennen. Daraus entstehen die Vorurteile und im schlimmsten Fall Kriege. Wie so oft in der Geschichte wurden und werden immer noch kostbare Kulturgüter zerstört, weil man den Hintergrund und die Geschichte dieser Werke nicht versteht, nicht verstehen will und aus sogenannten Glaubensgründen ablehnt wie man am Beispiel der zerstörten Buddhastatuen in Bamiyan in jüngster Vergangenheit sehen konnte.

.

indipar11b

.

Ignoranz und Intoleranz führen nach wie vor zu äußerst kostspieligen Aktionen, ganz zu schweigen vom mentalen und physischen Schaden, den alle Beteiligten dabei erleiden. Ich frage mich wirklich, wann die Menschen endlich anfangen zu fragen, bevor sie alles erst mal niedermachen. Im Zeitalter der globalen Information und der Computer selbst im Hinterland des afrikanischen Buschs kann sich wirklich niemand mehr herausreden, daß er keine Informationen bekäme!

.

indipar12a

.

In diesen Apsaras soll einfach nur die weibliche Gestalt zum Symbol für Inspiration, Phantasie und Kreativität werden. Attribute, die nicht für die Zerstörung, sondern für die Erschaffung von Neuem stehen. Damit entsteht auch wieder das Jahrtausende alte Fruchtbarkeitssymbol neu, das die Menschen schon immer in der Figur der Frau gesehen haben – jedoch nicht in den Hungerknochen von heute, was uns die Mode glauben zu machen versucht. Aber das ist eine andere Geschichte…

indipar12b

.

(Fortsetzung folgt….)

.

.

Hiermit komme ich zu weiteren Details dieses Reliefs, nämlich die Fußpartie auf dem linken Seitenpanel. Die Apsara wurde mit dem rechten Fuß auf einem stilisierten Lotusblatt stehend abgebildet. Der Lotus hat sowohl im Buddhismus als auch im Hinduismus eine besondere Bedeutung. Aber darüber habe ich mich schon in einem anderen Artikel detailliert ausgelassen. Nachzulesen ist das hier.

.

indipar7

.

Wie bereits erwähnt wurde der linke Fuß der Apsara voll ausskulpturiert, sodaß er auf der Rückseite des Paravents komplett zu sehen ist – als witziges Extra. Dies wurde in diesem Artikel beschrieben.

.

indipar8a

.

Damit kommen wir zu der rechten Figur dieses Dreiteilers. Mit dieser Apsara sollte den indischen Tempeltänzerinnen mit ihrem wunderschönen Schmuck und den prachtvollen, sehr aufwendigen Frisuren und ganz besonders ihrer unglaublich komplizierten Tanzkunst ein Denkmal gesetzt werden.

Indische Tempeltänzerinnen kamen besonders zu Zeiten des Kolonialismus in Verruf, als die europäischen Herren wie auch die Maharadschas seiner Zeit die schönen Mädchen zu ihre Gespielinnen machten und sie damit zu Prostituierten wurden.

.

indipar9a

.

indipar9b1

Auch heute noch hat die Frau in Indien noch lange nicht den gleichen Status wie der Mann und schon gar nicht, wenn sie einer unteren Kaste angehört. Nach wie vor sind junge Frauen bis auf wenige Ausnahmen entweder von der Familie oder von ihren Ehemännern abhängig und haben deren Vorstellungen und Wünschen nachzukommen. Und trotz Studium im Ausland ist es auch heute noch üblich, daß die jungen Frauen ihren zukünftigen Ehemann nicht selbst aussuchen, auch wenn offiziell das Gesetz Zwangs- und die früher üblichen Kinderheiraten verbietet.

Solange das Kastensystem in Indien nicht der Vergangenheit, solange der Analphabetismus zum normalen Erscheinungsbild gehört, wird sich an diesen Gegebenheiten auch leider nichts ändern, trotz Computerzeitalter und Filmindustrie. Laut Focus können nur 68% der Erwachsenen lesen und schreiben. Dazu kommt, daß die meisten jungen Frauen, die in den Genuß einer Ausbildung gekommen sind, letztendlich doch in der „Ehe“ landen und ihren erlernten Beruf gar nicht ausüben. Das habe ich in meinem eigenen Bekanntenkreis erfahren.

.

.

Hier mal zur Abwechslung ein paar Ideen, in welchen Umgebungen man den schönen Dreiteiler über Krishna und Radha einsetzen könnte. Eines ist allen Räumen gemein: sie müssen alle eine gewisse Größe haben…

.

indipar11

Die ursprüngliche Bildquelle stammt aus dem französischen Katalog der Schütz Flechtwerke von 1999

.

indipar21

ursprüngliche Bildquelle aus “Moroccan Interiors, Taschen Verlag 1995

.

indipar31

ursprüngliche Bildquelle von http://www.homesolute.com

.

.

Wie bereits berichtet besteht dieses Relief aus drei großen Panelen, von denen im übrigen jedes gesondert an einer Wand plaziert werden könnte. Die Messingscharniere könnten einfach herausgedreht werden und würden somit das eigentliche Bild nicht mehr stören.

.

indipar2

.

Für eine dekorative, freistehende Position, die allerdings entsprechend gesichert werden müßte, spricht die saubere Verarbeitung der Rückseite wie man im unteren Bild sehen kann.
.

indipar3

.

indipar4a1

Das nebenstehende Detailbild zeigt außerdem eine witzige Besonderheit auf der Rückseite:

hier wurde der Fuß nicht als Flachrelief gearbeitet, sondern voll ausskulpturiert, wofür die Ornamentebene entsprechend durchbrochen gearbeitet wurde.

.

.

.

.

.

.

Die folgenden Aufnahmen sollen die Details näher bringen. Die unten dargestellte Figur ist eine sogenannte Apsara, die in der indischen Mythologie wie auch die der anderen asiatischen Länder eine große Rolle spielt. In der hinduistischen wie auch der buddhistischen Mythologie sind diese Frauengestalten halb menschlich, halb göttlich und leben als sogenannte „Wolkenmädchen“ im Palast des Gottes Indra.

„Geschaffen von Brahma sind sie „Hofdamen“ im himmlischen Palast des Gottes Indra. Als himmlische Tänzerinnen sind sie die Gefährtinnen der nun ebenfalls in größerer Zahl erwähnten Gandharvas, die als himmlische Musiker beschrieben werden. Hauptaufgabe der Apsaras und Gandharvas ist es, die Götter und Göttinnen zu unterhalten.“ (Wikipedia)

.

indipar5a

.

indipar6a

In der Mythologie der Khmer bekamen die Apsaras als himmlische Tänzerinnen einen ganz besonderen Stellenwert. In der Tempelanlage von Angkor Wat in Kambodia kann man heute noch fast 2000 in Stein gehauene Skulpturen dieser Tempeltänzerinnen bewundern.

.

.

.

.

.

.

indipar6b

Die Darstellung der Apsara als mehr oder weniger erotische Tänzerin soll an die Darstellungen an den Tempelanlagen in Khajuraho erinnern. Dort wird der tantrische Weg als der schönste und anspruchsvollste spirituelle Weg zum eigenen Selbst in Form von hunderten erotischen Figuren dargestellt.

.

.

.

.

.

.

indipar5b

.

Der Weg des Tantra ist darauf ausgerichtet, durch die intime Begegnung mit dem ganz anderen die Grenzen des eingesperrten Ich hin zur Welt zu öffnen.

Die Lehre des Tantra versteht Sexualität als Mittel, um das eigene Bewusstsein zu erweitern. Der Hintergrund ist religiös: Shiva, Vishnu und Brahma erschaffen mit ihren Shaktis (weibliche Gegenkraft) die Welt.

.

(Fortsetzung folgt…)

.

Wie man auf vorhergehenden Bildern sehen konnte, besteht dieser Paravent praktisch aus drei Ebenen: der eigentlichen Figur, das die Figur umgebende Ornament, das in Anlehnung an die großen Toreingänge in indischen Tempeln gestaltet wurde und eine zweite ornamentale Ebene, die noch eine zusätzliche Perpektive in die Arbeit einbringen sollte und hinter der zweiten Ebene angebracht wurde, wie man in den unteren Bildern sehen kann.

.

indi4

Figuren und die erste Ornamentebene sind aus einem durchgehenden Stück Holz gefertigt, wobei die Tiefe für die Figuren dadurch erreicht wurde, daß mehrere Schichten Holz aufeinandergeschichtet und sorgsam verleimt wurden. Dies hat außerdem den großen Vorteil, daß trotz der nunmehr erreichten Dicke des Holzes dieses in unseren Breiten nicht mehr reißt, was man von massiven Tropenhölzern nicht behaupten kann.

.

indi5

Alle Ornamente wurden zuerst mit der Dekoupiersäge ausgesägt und anschließend geschnitzt.

.

indi6

Im dritten Bild kann man den Fuß sehen, der extra dafür anfertigt wurde, dem gesamten Panel mehr Standfestigkeit zu verleihen. Er kann für Transportzwecke abmontiert werden. Gleichzeitig ist auf der Rückseite ein festinstalliertes Gegenstück zu finden, das man aufklappen kann. Auch dieses soll für eine bessere Standfestigkeit sorgen.

.

indi71

Der Fuß (s. Bild rechts und unten) wird mit auf der einen Seite festverleimten dicken Holzzapfen und zwei ebenfalls fest verleimten Schrauben mit Ziermutter an das Hauptpanel montiert.

.

.

.

indi8

.

.

.

.

.

.

.

(Fortsetzung folgt…)

.

.

Da wir bald Weihnachten haben, habe ich mir gedacht, daß dies der richtige Augenblick sein müßte, um Euch eine meiner schönsten Holzarbeiten vorstellen: Krishna und Radha, eines der berühmtesten Paare aus dem hinduistischen Pantheon.
Hier ist zunächst einmal ein Bild von diesem sehr großen Dreiteiler, der komplett in 4 Teile (3 Panele und 1 Fuß) zerlegt werden kann, was für den Transport nicht gerade von unerheblichem Interesse ist.

aindipar1„Krishna and Radha“
215 x 235 cm, ca. 65 kg, Kiefer

.

Wie ich zu diesem Motiv gekommen bin? Nun – ich liebte schon immer Märchen aus aller Welt, Legenden, Erzählungen. Und die Legenden und Erzählungen aus der indischen Mahabharata, dem großen Epos der indschen Literatur, sind besonders bunt, lebendig und äußerst vielschichtig. Es sind spanndende Erzählungen, von Göttern und Göttinnen mit allzu menschlichen Charakteren und Persönlichkeiten, so ganz anders als die Legenden und Sagen aus der Deutschen Götter- und Unterwelt, wo man immer das Gefühl hat, gleich den erhobenen Zeigefinger zu sehen.

Außerdem erschienen mir die Figuren der indischen Mythologie besonders geeignet, um überschäumende Lebensfreude auszudrücken, die auf den Betrachter überspringen sollte. Es gibt zwar in unserer mitteleuropäischen Bildersprache ebenfalls viele Figuren, die denselben „Zweck“ erfüllen würden, besonders die aus der Renaissance und aus dem Barock, aber ich bin nun mal keine Freundin von Putten und ähnlichen Figuren.

indi1

Nach einer Menge Nachforschungsarbeit, um das richtige Motiv zu finden, Inspirationen zu sammeln für die Ornamente etc., vielen Sketchen und schließlich einer 1:1 großen detaillierten Zeichnung, waren in der Zwischenzeit schon einige Wochen verstrichen, bevor die eigentliche Arbeit begonnen werden konnte, nämlich die Bearbeitung des Holzes.

Nachdem feststand, wie groß (nämlich sehr groß) das Ganze werden sollte, ging es ans Aussuchen des Holzes. Es sollte aus praktischen Gründen wieder Kiefernholz sein, mit möglichst gleichmäßiger Maserung – obwohl dies nicht unbedingt erforderlich war, da ich sowieso geplant hatte, das Holz mit einer Speziallasur zu versehen. Aber die Verarbeitung ist leichter, wenn man sich nicht ständig von relativ weichen auf relative harte Stellen umstellen muß.

indi2

Ich wollte mit dieser Arbeit nicht nur einen ganz gewöhnlichen Paravent herstellen, sondern etwas Besonderes schaffen, das man garantiert nirgendwo sonst schon einmal gesehen hätte. Ich hatte ja bisher schon zwei Paravents (Bodhisattwa und Buddha Amida) ebenfalls mit Skulpturen als Basrelief geschnitzt, diese aber nach „klassischer Manier“ dunkel bzw. mahagonifarben gebeizt. Diese Arbeit sollte ganz anders werden, nämlich hell.

Auf die Idee brachte mich ein Interior Designer und Künstler auf meinen letzten Touren durch Südfrankreich, mit dem ich mich ausführlich unterhalten habe. Dunkle Holzarbeiten sind eigentlich nur dann wirklich schön, wenn sie mit strahlend weiß gekalkten Wänden wie man sie häufig in südlichen Ländern findet. Nur dann wirken sie nicht erdrückend.

In unseren mitteleuropäischen Breiten sind möglichst helle Farben eher etwas für die Aufhellung des Gemüts. Daher hatte ich beschlossen, diese neue Arbeit mit einer hellen Lasur zu versehen, um das Holz wie altes Elfenbein aussehen zu lassen. Aber davon später.

indi3

.

.

(Fortsetzung folgt…)

.

.