Die zweite Figur auf dem rechten Panel ist ebenfalls eine tanzende Apsara und trägt eine Lotusblüte mit Stengel in der Hand. Der Lotus spielt im Hinduismus wie im Buddhismus eine besondere Bedeutung. Aber darüber habe ich mich schon in einem anderen Artikel detailliert ausgelassen. Nachzulesen ist das hier.

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Die Verbindung von tanzender, üppig gestalteter Apsara mit dem Lotus soll hier eine Metapher darstellen, nämlich die der Reinheit. Nicht daß man hier auf falsche Gedanken kommt. Eigentlich haben diese erotisch anmutenden Figuren nichts mit dem heutigen Verständnis von Erotik in Europa zu tun, die in den meisten Fällen leider mit Pornografie gleichgesetzt wird.

Man muß sich mal das Entsetzen der europäischen „Entdecker“ vorstellen, die zum ersten Mal im 19. Jh. vor den Tempeln in Khajuraho standen und die in ihren Augen obszönen, ja teuflischen Darstellungen erblickten. Man erzählt sich, daß einige junge Engländerinnen zu Zeiten der englischen Kolonialzeit beim Anblick der Figuren in Ohnmacht gefallen sein sollen. Aber dazu später mehr.

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Die Figuren sind natürlich stilisiert dargestellt. Dabei habe ich mich teils an die indische Darstellungsweise gehalten, den Eindruck des „Körperlichen“ jedoch noch verstärkt. Hier soll das „Weibliche“ ganz besonders betont werden, ohne in abstruse, pornografisch anmutende Darstellungen abzugleiten. Dazu gehören alle runden Formen, nicht nur in den Figuren selbst, sondern auch im Schmuck und in der Ornamentik.

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Es ist interessant, wenn man sich vor Augen führt, zu was für Schlußfolgerungen ein Betrachter kommen kann, wenn er urteilt, ohne Fakten und Hintergründe zu kennen. Daraus entstehen die Vorurteile und im schlimmsten Fall Kriege. Wie so oft in der Geschichte wurden und werden immer noch kostbare Kulturgüter zerstört, weil man den Hintergrund und die Geschichte dieser Werke nicht versteht, nicht verstehen will und aus sogenannten Glaubensgründen ablehnt wie man am Beispiel der zerstörten Buddhastatuen in Bamiyan in jüngster Vergangenheit sehen konnte.

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Ignoranz und Intoleranz führen nach wie vor zu äußerst kostspieligen Aktionen, ganz zu schweigen vom mentalen und physischen Schaden, den alle Beteiligten dabei erleiden. Ich frage mich wirklich, wann die Menschen endlich anfangen zu fragen, bevor sie alles erst mal niedermachen. Im Zeitalter der globalen Information und der Computer selbst im Hinterland des afrikanischen Buschs kann sich wirklich niemand mehr herausreden, daß er keine Informationen bekäme!

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In diesen Apsaras soll einfach nur die weibliche Gestalt zum Symbol für Inspiration, Phantasie und Kreativität werden. Attribute, die nicht für die Zerstörung, sondern für die Erschaffung von Neuem stehen. Damit entsteht auch wieder das Jahrtausende alte Fruchtbarkeitssymbol neu, das die Menschen schon immer in der Figur der Frau gesehen haben – jedoch nicht in den Hungerknochen von heute, was uns die Mode glauben zu machen versucht. Aber das ist eine andere Geschichte…

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(Fortsetzung folgt….)

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